„Yellowstone“-Darsteller Luke Grimes: „Ich wollte ehrlich zu Ohio sein“ (2024)

Westerndarsteller wird zum Countrystar

„Yellowstone“-Darsteller Luke Grimes: „Ich wollte ehrlich zu Ohio sein“

„Yellowstone“-Darsteller Luke Grimes: „Ich wollte ehrlich zu Ohio sein“ (1)

13 Songs aus tiefstem Herzen: Luke Grimes, einer der Hauptdarsteller der Neowesternserie "Yellowstone" hat ein sehr persönliches Album mit Countrymusik eingespielt. Anfang Mai erscheint es auf Vinyl.

Quelle: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Luke Grimes ist einer der Stars der erfolgreichen Neowesternserie „Yellowstone“. Jetzt hat er sein Debütalbum als Countrysänger vorgelegt - und in den USA Millionen Hörer. Im RND-Interview spricht er über Schauspieler- und Musiker-Kollege Kevin Kostner, Egoismus - und die musikalische Abrechnung mit seiner Heimat.

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Matthias Halbig

Hallo Luke Grimes, Glückwünsche zu Ihrem Debütalbum. Schöne Countrysongs, eine schöne raue Stimme. Sie haben jetzt ein zweites Standbein neben dem Schauspiel. Beruhigend, oder?

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Eigentlich ist Musik ja etwas, das ich schon immer gemacht habe - nur so für mich. Ich hatte nie die Gelegenheit, ins Studio zu gehen und ein Album aufzunehmen. Ich versuchte auch nicht zu viele Erwartungen darauf zu legen, mir keinen Druck zu machen. Die Vorstellung war nie, dass Musik mein Job würde – ich hab ja einen. Dass das Album jetzt gut besprochen wird und die Leute es mögen, ist natürlich schön. Bekäme ich die Gelegenheit, noch eins zu machen, wäre es die Kirsche auf der Sahne.

Hier oben in Montana ist das Leben angenehm langsamer, man fährt zu dem kleinen Lebensmittelgeschäft und spürt dabei Glück.

Im „Yellowstone“-Kosmos gibt es einige Countrymusiker. Neben den Countryikonen Tim McGraw und Faith Hill, die in der Serie „1883″ die Hauptrollen spielen, sind in der Mutterserie Ryan Bingham im Haupt- und Kevin Costner im Nebenfach Sänger. Es scheint fast, als wäre das bei Castings für Westernserien von Taylor Sheridan ein Kriterium.

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(lacht laut) Taylor war tatsächlich motivierend. Wir hingen zusammen ab, ich spielte ihm ein paar Sachen vor, und er sagte: „Das solltest du vielleicht mal machen.“ Und er hat mir dann auch geholfen, indem er einen Song von mir in der Serie „Yellowstone“ untergebracht hat.

War die Musik immer in Ihnen?

Es war schon immer in mir. Ich habe als Kind Schlagzeug in der Kirche gespielt. Auch als ich nach Los Angeles ging, um Schauspielrollen zu bekommen, war ich immer in Countrybands. Und in Montana, wo ich für die Serie hingezogen bin, hat einen einfach alles inspiriert, Songs zu schreiben.

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Ritt über die Ranch: Luke Grimes als Kayce Dutton (l.) und Kevin Costner als John Dutton in der zweiten Staffel der Neowesternserie "Yellowstone".

Quelle: picture alliance / Everett Collection

Die Berge? Die Landschaft?

Und das Lebenstempo. Ich habe 16 Jahre in L. A. gelebt. Die Metropole lenkt einen ständig ab, man ist immer unterwegs, immer woanders, hat nie wirklich Ruhe fürs Liederschreiben. Hier oben in Montana ist das Leben angenehm langsamer, man fährt zu dem kleinen Lebensmittelgeschäft und spürt dabei Glück. Dann ist da noch die Tonlage der Serie, diese Countrywelt. Es war immer in mir, aber in L. A. und New York konnte es nicht raus.

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Wird Ihre Musik auch von Ihrer „Yellowstone“-Figur Kayce beeinflusst, dem jüngsten Sohn des großen Ranchers John Dutton, der mit seiner First-Nations-Frau und seinem Sohn seinen eigenen Weg gehen will?

Ja. Denn während der Dreharbeiten verbringe ich meine Tage auf einem Pferd. Bei Kayce und seiner Familie geht es um schlichte Familienwerte und um das Leben auf und mit dem Land. Und ich war in der Lage, mich da hineinzufinden. Ich bin nicht als Cowboy groß geworden, aber ich glaube, ich habe die Rolle auch bekommen, weil ich ländlich aufgewachsen bin.

Mein Vater törnte mich mit all den Leuten aus den Siebzigerjahren an, die eigentlich vor meiner Zeit groß waren.

Countrymusik ist bei Ihnen Familienerbe.

Mein Vater törnte mich mit all den Musikern aus den Siebzigerjahren an. Er kam aus den Appalachen, und dort, bei der ländlichen Arbeiterklasse, war Waylon Jennings der Held. Der und Johnny Cash und Willie Nelson - das war die Playlist auf unseren Jagdausflügen. Bei mir selbst - ich wuchs ja in Ohio auf - hatte mein Musikgeschmack noch etwas mehr Bandbreite. Bei ihm waren es Country und - Gospel - er war ja Pastor.

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Die Pentecostal Church gilt als sehr traditionelle Kirche.

Aber Musik spielt in unserer Kirche wirklich eine große Rolle. Es war die Chance, mit Freunden dreimal in der Woche auf einer Bühne aufzutreten. Meine Mutter wollte, dass wir nur christliche Musik hörten. Als ich dann endlich ein Auto hatte, drehte ich das Radio auf und hörte, was ich wollte. Das erste weltliche Album das ich hatte, war Nirvanas MTV-Livekonzert, und ich war in meinem Zimmer, unter Kopfhörern, so dass niemand was mitbekam.

Sie waren zehn Jahre alt, als Kurt Cobain 1994 starb. Jetzt erschien Ihre berührende Livefassung von Nirvanas „All Apologies“ bei Youtube. Sie haben dem Song eine hübsche Countrynote verpasst. Hätte gut auf Ihr Album gepasst.

Ich bin ein Riesenfan von Nirvana. Kurt Cobain war ein Meister der Melodie. Er konnte zwei Akkorde nehmen statt drei, und bekam damit einen schönen Song hin, der dir sofort im Kopf blieb. Und ich dachte, ich mache das mal mit Pedal-Steel-Gitarre. Für das Album kam „All Apologies“ zu spät. Wir spielten es, weil wir ein paar Coverversionen brauchten, um die Konzerte unserer Headliner-Tour auf anderthalb Stunden zu kriegen. Und als wir dabei waren, bekamen wir Gänsehaut (singt die Melodie). Es fühlte sich richtig an.

Hört man den Song „Black Powder“, scheint Ihr Herz auch für Rock‘n‘Roll zu schlagen.

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Einer der ersten „säkularen“ Musiker, die ich hören durfte, war Elvis Presley, und der ist der King of Rock‘n‘Roll. Heute kann man nicht mehr so recht festmachen, was Rock‘n‘Roll ist, und es gibt dieser Tage gefühlt nicht so viele Rockbands. Wir haben „Black Powder“ geschrieben, weil Dave Cobb, der Produzent, meinte, es fehle ihm noch ein Full-blown-Jerry-Lee-Lewis-good-time-Rock-‘n‘-Roll-Song.

Viele Songs sind Balladen. „Ghost of Who We Are“ ist für Ihren Vater, der 2022 gestorben ist.

Ich versuche mir in der ersten Strophe vorzustellen, wie meine Mutter sich gefühlt haben muss, als er starb. Und in der Folge wird daraus ein Song für jeden, der jemanden sehr vermisst. Als ich für das Album zu schreiben begann, war der Tod meines Vaters erst ein paar Monate her. Ich war noch nicht in der Lage, das Geschehene zu begreifen. Ein persönlicher Song über die Bedeutung dieses Verlusts für mich wird wohl dem zweiten Album vorbehalten sein. Ja, ich vermisse meinen Vater sehr. Er und ich standen uns sehr nah. Sein Tod war der erste schwere Verlust für mich.

Ist ein Song eine Hilfe, um den Verlorenen bei sich zu behalten?

Ich hoffe, dass sich dieser noch ungeschriebene Song tröstlich anfühlen wird.

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Der Song „Oh Ohio“ handelt davon, dass Ihr Kindheitsland grau und kalt geworden ist.

Ich bin 22 Jahre weg gewesen. Wieder dort zu sein, fühlt sich jedesmal anders an. Darum geht es: nicht ums Wegziehen, sondern um das Erkennen bei der Rückkehr, dass es nicht mehr dein Zuhause ist. Das war nach etwa zehn Jahren meine Feststellung: Ich bin in Ohio nicht mehr daheim, ich besuche nur meine Familie. Der Ort an sich hat keine Bedeutung mehr für mich. Es gibt so viele sentimentale Liebeslieder über „my town“. Ich wollte ehrlich zu Ohio sein, sagen, dass ich über es hinweg bin. Ich habe eine wirklich wunderbare Kindheit gehabt, aber schon während ich aufwuchs, wusste ich: Was immer die Zukunft für mich bereit hält – es wird nicht hier passieren.

„South of 75″ ist ein Liebeslied für Ihre Ehefrau Bianca. Es klingt, als sei sie Ihr neues Zuhause.

Wenn man ein Künstler ist, verfolgt man künstlerische Träume und das ist ein ziemlich egoistisches Unterfangen. Ich war schon vorher verliebt gewesen, ich hatte schon vorher Beziehungen gehabt. Aber als ich meine spätere Frau traf, passierte etwas: Es ging zum ersten mal nicht um das „Ich“, sondern es war sofort „Wir“ und noch mehr „Du“. Zum ersten Mal liebte ich jemanden selbstlos. Und das machte einen wesentlich glücklicheren Menschen aus mir. Jetzt sprechen wir immer öfter darüber, zusammen eine Familie zu gründen. Der Song „South of 75″ handelt von all meinen alten Ängsten – dass sich aber, seit ich sie getroffen habe, alles geändert hat - Egal was passiert, du bist mit mir - das ist alles, was zählt.

Jetzt sprechen wir immer öfter darüber, zusammen eine Familie zu gründen.

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Das Album schließt mit „Worst of Me“, das zwar eine Coverversion von Hayes Carll ist, aber sehr persönlich klingt. Was war das „Schlimmste“, das Sie abgestreift haben?

Ich habe diese selbstbezogene Person hinter mich gelassen, die ich war. Ich habe zuvor jeden Thrill mitgenommen, habe immer versucht, die Leere mit etwas Aufregendem zu füllen. Das war das „Schlimmste an mir“, das ich aber gar nicht erkennen konnte, bis jemand anderes kam und darauf blickte.

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„Yellowstone“ ist eine der großen Qualitätsserien. Nun soll sie enden. Wird es ein Spinoff geben, in dem Kayce Dutton weiterreitet?

Ich kann nur so viel sagen: Wir werden das Fehlende bald drehen und ich habe die letzten Szenen gelesen – darf aber natürlich nichts darüber verraten. Es ist alles unter Verschluss, und nur sehr wenige Leute kennen das ganze Skript. Es wäre bittersüß für mich, wenn jetzt alles enden würde. Gäbe es aber eine Welt, in der es Kayce möglich wäre, weiterzumachen, wäre ich liebend gern dabei. Denn ich verehre diese Figur – er ist ein viel besserer Mensch als ich.

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Wenn nicht, denken Sie an Ihr zweites Standbein. Gibt es Tourpläne über Amerika hinaus?

Vielleicht nach dem Ende der Serie. Ich garantiere, irgendwann kommen wir nach Deutschland. Ich weiß, dass es bei euch eine gute „Yellowstone“-Fanbase gibt. Ich mag Deutschland, ich war schon drei Mal dort. In meinen Zwanzigerjahren schlief in den Zügen, habe mir die Städte angesehen und war auch in Berlin. Ich würde gern wiederkommen.

Vielleicht bringen Sie ja die anderen „Yellowstone“-Musiker Kevin Costner und Ryan Bingham mit, und nehmen vorher gemeinsam einen Song auf.

Wäre spannend, was da rauskäme. Könnte ein bisschen „goofy“ werden. Am besten, wir nennen uns „The Duttons“. (lacht)

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Cover des Debütalbums von Luke Grimes

Quelle: Mercury Nashville

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Luke Grimes (40) wurde am 21. Januar 1984 als Sohn eines Pastors einer Pfingstgemeinde in Dayton, Ohio geboren. Nach dem Abschluss der Highschool ging er nach New York, um an der American Academy of Dramatic Arts Schauspiel zu studieren. Bekannt wurde Grimes durch sein Mitwirken in der Vampirserie „True Blood“ (2013) und den drei „Fifty Shades of Grey“-Filmen (2015-2018). Seit 2018 spielt er in fünf Staffeln die Rolle des Kayce Dutton, jüngster Sohn von John Dutton (Kevin Costner), dem Eigentümer der größten Ranch in Montana. Grimes hat sein selbstbetiteltes, von Dave Cobb produziertes Debütalbum am 8. März online veröffentlicht. Zehn der 13 Songs wurden von Grimes mitgeschrieben, darunter „No Horse to Ride“, das bereits 2022 auf Platz 7 der Country-Song-Verkaufscharts debütierte. Anfang Mai erscheint das Album auch auf Vinyl. Die zweite Hälfte der fünften (und letzten) Staffel von „Yellowstone“ wird im Herbst zu sehen sein.

Luke Grimes – „Luke Grimes“ (Mercury Nashville)

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