Christian Eckerlin: SGE-Fan, Lilien-Kicker und MMA-Pionier (2024)

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Christian Eckerlin: SGE-Fan, Lilien-Kicker und MMA-Pionier (1)

© Oktagon

Der Erbacher ist ein Star im Mixed-Martial-Arts und Ex-Fußballer. Im Interview verrät er, wie er elf Kilo in 48 Stunden verlor und als SGE-Fan im Lilien-Trikot kickte.

11 min

Heiko Weissinger, Marcel Storch

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Christian Eckerlin: SGE-Fan, Lilien-Kicker und MMA-Pionier (2)

Einst eine Lilie: Eintracht-Fan Christian Eckerlin kickte unter Bruno Labbadia, Gino Lettieri und Gerhard Kleppinger bei Darmstadt 98.

Herr Eckerlin, zunächst mal aus aktuellem Anlass: Hat Sie als Ex-Lilien-Spieler und Eintracht-Frankfurt-Fan der Darmstädter Aufstieg gefreut?

Ja klar, für unsere Region ist es super, dass jetzt beide Mannschaften in der Bundesliga spielen. Das freut mich. Aber mein Herz schlägt für die Eintracht.

Wie wurden Sie Eintracht-Fan?

Meine Tante wohnt in Frankfurt und ich war als kleiner Junge oft bei ihr. Mein Onkel hat mich öfter mit ins Stadion in den G-Block genommen, und so fand ich den Weg zur Eintracht. Seit ich denken kann, bin ich Fan. Auch als ich für die Lilien gespielt habe, war ich Eintrachtler. Das war schon ein Problem, weil ich viele Freunde in der Fanszene habe. Da wurde ich schon aufgezogen, als ich in die Darmstädter A-Jugend kam. Aber da stand ich drüber.

Welchen Bezug haben Sie noch zum SV 98?

Gar keinen mehr. Als ich damals weg bin, hatte ich noch mit zwei, drei Spielern Kontakt, aber der ist dann auch bald abgerissen. Zum letzten Mal im Stadion war ich, als mein Freund Kevin Großkreutz dort noch gespielt und mich eingeladen hat.

Sie sind auch gut mit Kevin-Prince Boateng und Marius Wolf befreundet. Mussten Sie die zwei nach dem Abstieg der Hertha und der Nicht-Meisterschaft der Dortmunder trösten?

Ich war selbst im Stadion in Dortmund, weil Marius ein sehr guter Freund von mir ist. Für mich war das auch eine Niederlage, zumal Marius auch noch Geburtstag hatte. Aber das ist der Sport und die Dortmunder sind an der mentalen Belastung gescheitert. In der Situation kannst du auch nicht viel sagen, da will man als Sportler am liebsten alleine sein, das kenne ich selbst. Für Kevin tat es mir auch leid, denn er hätte in seiner Heimatstadt nach der tollen Karriere einen anderen Abschied verdient gehabt.

„MMA ist die Königsdiziplin des Kampfsports“

Als MMA-Kämpfer haben Sie es zum Deutschen Meister gebracht. Denken Sie manchmal rückblickend, im Fußball hätten Sie es auch weiter bringen können?

Beim Fußball gibt es viel mehr Faktoren als die eigene Leistung. Du musst einen Trainer haben, der auf dich baut, und und und. Wenn ich sehe, was die Jungs heute verdienen und was für ein Leben sie haben, hätte ich doch mehr trainieren und mehr Disziplin zeigen sollen. Aber in den jungen Jahren war es schwierig. Ich hatte keinen Berater, der mir gesagt hat: Du musst es so und so machen. Ich bin am Wochenende gerne mit Kumpeln feiern gegangen, da gab es die eine oder andere Schlägerei und das hat nie so ins Bild gepasst.

Mit der Erfahrung von heute und der Disziplin wäre also auch im Fußball mehr drin gewesen?

Ja, da hätte ich es weiter als Regionalliga schaffen können. Es lag auch nicht am Biss und am Ehrgeiz, das war immer da. Aber als es drauf ankam, hat die Disziplin gefehlt.

Bei der Generation U35 sind Sie sehr bekannt, unsere älteren Leser werden zum Teil noch nie von MMA gehört haben. Können Sie in wenigen Sätzen die Sportart erklären?

In MMA fließen alle Kampfsportarten ein: Boxen, Kickboxen, Ringen, Bodenkampf und so weiter. Es ist die Königsdisziplin des Kampfsports. In Amerika hat sie den Stellenwert des Boxens überholt. Ich bin drauf und dran, es in Deutschland hinzubekommen, dass der Sport auch hier salonfähig wird.

Was fehlt dazu noch?

Die Medien haben teilweise schon ein großes Augenmerk auf MMA. Ich weiß nicht, wie oft die „Bild“-Zeitung mich vor den Kämpfen anruft. Das haben die schon geschnallt, dass da ein Riesenpotenzial ist. Wer es noch nicht mitbekommen hat, ist das Free-TV, die großen Sender in Deutschland. In Amerika gibt es MMA tagtäglich im Fernsehen, auch wenn keine Live-Kämpfe stattfinden.

Hat man in Deutschland vielleicht noch Vorurteile, dass der Sport zu gewalttätig ist? Immerhin dürfen ja nur Erwachsene zu den Kämpfen...

Wer keinen Bezug zu der Sportart hat und sieht, dass es Schläge und Tritte gegen am Boden liegende Kämpfer gibt, den schreckt das ab. Das kann ich auch nachvollziehen, denn es gibt ja einen Ehrenkodex, dass man das eigentlich nicht macht. Aber wer auf dem Rücken liegt, kann sich immer noch verteidigen – oder den Kampf beenden.

Wie sind Sie zum MMA-Kämpfer geworden?

Als ich in Darmstadt trainiert habe, hatte ich auch immer einen hitzigen Kopf. Dann hat Trainer Gino Lettieri gesagt: Geh doch mal in den Boxclub und versuche da, deine Aggressionen abzubauen. Dann bin ich nach Offenbach ins Boxstudio und habe einfach mitgemacht. Ich habe gesehen, dass ich mehr Talent als andere habe, und der Trainer dort fragte mich nach drei Monaten: Willst du nicht mal kämpfen? Daniel Weichel, ein MMA-Kämpfer, der auch aus dem Odenwald kommt, hat dann in mir was gesehen und wurde mein Mentor, als es mit dem Fußball bergab ging.

Warum ging es bergab?

Unter Trainer Bruno Labbadia war es eine Super-Zeit, da habe ich viel gelernt. Auf ihn folgte Gino Lettieri, der auch noch auf mich gebaut hat. Und dann kam Gerhad Kleppinger, der nicht mehr auf mich gesetzt hat, sondern auf fertige Spieler. Und meine Eskapaden haben nicht mehr in den Fußballalltag reingepasst. Mein Vertrag wurde aufgelöst, weil ich nicht – wie von Kleppinger gefordert – in die zweite Mannschaft wollte. Dann habe ich ganz aufgehört und sechs Monate später hatte ich meinen ersten MMA-Kampf – in der Eissporthalle Darmstadt.

Später haben Sie Fußball und MMA noch einmal parallel gemacht?

Ja, ich habe immer mit Freunden gespielt und kam dann nochmal zu Regionalligist Viktoria Aschaffenburg und zu Hessenligist RW Hadamar. Weitere Stationen waren Lehnerz, Fulda und Dreieich, aber das Feuer war weg. Und auch mein Körper hat sich verändert durch den Kampfsport, ich habe Kilos an Muskulatur aufgebaut und dann hat es irgendwann keinen Sinn mehr gemacht.

Mehr Videos zu Christian Eckerlin:

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Mit dem Ex-Eintrachtler Martin Fenin und dem Ex-Rostocker Kevin Pannewitz steigen zwei weitere ehemalige Fußballprofis in den MMA-Sport ein. Begrüßen Sie das auch wegen der Publicity für den Sport?

Ich bin kein Freund davon. Die sind nicht mehr die Jüngsten, das wird eher ein Schaukampf. Der Sport wird dadurch nicht vorangebracht. Martin war zwei-, dreimal bei mir im Training und da hat man schon gesehen, dass er nicht so das Talent hat. Das ist eher ein letzter Strohhalm, den jemand ergreifen will.

Pannewitz muss bis zu dem Kampf gegen Fenin im Herbst 60 Kilogramm abnehmen. Ist das zu schaffen, wenn er danach auch noch auf Augenhöhe kämpfen möchte?

Nein. Der wird immer noch 30 Kilo mehr haben als Martin. Für mich als Profikämpfer ist das nicht ernstzunehmen, nur eine Randnotiz. Für Veranstalter Oktagon ist das vielleicht ein Faktor, um mehr Reichweite zu generieren, weil Fenin ja Tscheche ist und Nationalspieler war.

Sie haben in einem Youtube-Video erklärt, für einen Kampf einmal in 48 Stunden elf Kilogramm abgenommen zu haben. Wie haben Sie das gemacht?

Ich fange immer Mittwochvormittag an, denn Freitag geht es auf die Waage. Es geht in erster Linie über das Schwitzen und indem man kein Wasser mehr zuführt. Manche gehen in die Sauna, aber da habe ich schlechte Erfahrungen gemacht, das war mir zu anstrengend. Ich gehe 15 Minuten in die heiße Badewanne mit Salz, danach lege ich mit 30 Minuten gut eingepackt ins Bett und verliere pro Durchgang rund zwei Kilo.

Ist das nicht ein Megastress für den Körper?

Ja, klar, aber das mache ich schon meine ganze Karriere so und es ist Teil dieser Sportart. Wenn man es nicht macht und eine Gewichtsklasse höher geht, dann sind die Gegner auch zehn bis 15 Zentimeter größer, was im Kampf dann vielleicht negative Auswirkungen hat. Ich mache es aber unter ärztlicher Begleitung, damit es keine gesundheitlichen Schäden gibt. Das kann man nicht einfach so machen.

Comeback erneut verschoben

Ein anderes Thema neben dem harten Training und der strengen Ernährung sind die Verletzungen. Sie mussten im vergangenen Jahr immer wieder mit Verletzungen kämpfen...

Ja, die Verletzungsgefahr ist schon hoch, ich habe mir alleine viermal die Hand gebrochen. Nach meinem Kampf im Oktober in Frankfurt hat sich durch einen Kick des Gegners ein Stück Knorpel im Knie gelöst. Das musste ich operieren lassen. Den im Frühjahr geplanten Kampf musste ich schon absagen und leider jetzt auch den am 17. Juni in Oberhausen vor fast 15.000 Zuschauern wegen Problemen in beiden Knien.

Wie lange können und wollen Sie noch kämpfen?

Vom Körperlichen und Mentalen her bin ich grundsätzlich noch voll im Saft. Ich habe mir keine Ziele gesetzt, sondern mache es, solange es geht. Gerade die letzten zwei Jahre waren fantastisch, da denke ich nicht ans Aufhören.

Was treibt Sie immer wieder an, sodass Sie nicht ans Aufhören denken?

Mein Mindset ist so stark. Ich sage mir nach Verletzungen immer: Jetzt erst recht. Und dann geht es wieder weiter. Gedanken an schwere Verletzungen lasse ich gar nicht an mich ran. Wenn es passiert, dann ist es so. Und ich hatte beim Fußball mehr Verletzungen als beim Kampfsport.

Gibt es noch ein sportliches Ziel? Dass Sie einen bestimmten Titel noch gewinnen wollen oder an einem bestimmten Ort kämpfen wollen?

Ein Ziel war immer, dass ich in Frankfurt kämpfe. Das habe ich 2022 erreicht. Es gibt jetzt schon Gespräche mit den Verantwortlichen des Deutsche Bank Parks, dass wir dort ein Event machen. Das wäre für mich unbeschreiblich, denn mein größter Jugendtraum war immer, in dem Stadion für die Eintracht zu spielen. Ansonsten gehe ich von Kampf zu Kampf. Wenn ein Titelkampf kommt, ist es gut, aber ich bin darauf nicht fixiert.

Kampf in der Festhalle als Highlight

Welches Potenzial sehen Sie noch für MMA in Deutschland und weltweit?

In Deutschland hatten schon immer Randsportarten fast keine Chance, eine Lobby zu bekommen. Mein Team und ich haben gezeigt, dass es mit harter Arbeit, zweimal Training pro Tag unter krassen Bedingungen, Disziplin und dem Youtube-Kanal möglich ist, MMA bekannt zu machen. Weltweit sind viele Länder schon auf den Trichter gekommen, dass MMA der absolute Sport ist. In den USA hat der Ire Conor McGregor den Sport in die Champions League und in ein anderes Licht gebracht. Aber ich habe in Polen, Russland, Tschechien auch in ausverkauften Hallen mit 25.000 Leuten gekämpft. Und wir haben es letztes Jahr zweimal geschafft, die Frankfurter Festhalle – mein Wohnzimmer – mit jeweils 11.000 Leuten zu füllen. Noch ein, zwei Jahre, dann werden auch in Deutschland die größeren Konzerne wach und viel investieren – und dann wird MMA noch größer.

Was ist Ihre schönste Erinnerung an einen Kampf und was die schlimmste?

Die Schönsten waren die beiden Kämpfe in der Festhalle vor ausverkauftem Haus. Besser geht es nicht. Schlecht sind die Erinnerungen an Kämpfe, die ich wegen einer Verletzung verloren habe.

Genug Anlässe für schöne und weniger schöne Erinnerungen bot auch die Saison der Eintracht. Sind Sie zufrieden mit dem Abschneiden?

Wenn man sieht, wie sie bis zur WM-Pause gespielt haben, ist es schon ärgerlich, wie die Rückrunde lief. Die Bilanz ist durchwachsen, wobei sie auch Verletzungspech hatten. Gott sei Dank haben sie sich am letzten Spieltag noch für den Europacup qualifiziert. Natürlich hatten die Fans nach der Champions League hohe Erwartungen. Wenn es nicht für Europa gelangt hätte, wäre das eine Katastrophe gewesen. Im Pokalfinale kann dann noch ein krönender Abschluss gelingen.

Zählen Sie zu den Kritikern des Glasner-Aus oder haben Sie Verständnis für die Entscheidung der Verantwortlichen?

Ich habe schon Verständnis. Man hat irgendwann gemerkt, dass das Feuer nicht mehr so auf die Mannschaft übertragen wird. Ich bin gespannt auf den Nachfolger. Ob Dino Toppmöller der Richtige ist, weiß ich nicht. Ist schon schwer, wenn da kein Hochkaräter folgt. Das kann gut gehen, aber auch ein Schuss in den Ofen werden.

Christian Eckerlin: SGE-Fan, Lilien-Kicker und MMA-Pionier (3)

Kumpels: Nationalspieler Marius Wolf (rechts) und Eckerlin im Urlaub.

© privat

Wie sehen Sie die Chancen der Eintracht im Pokalfinale gegen Leipzig?

Ich bin selbst dort und glaube, dass alles möglich ist. Gegen die Bayern 2018 hieß es auch, die kriegen vier, fünf Stück – und dann haben wir sie weggehauen. Es wird ein Fifty-Fifty-Spiel.

Wer Ihren Youtube-Kanal verfolgt, sagt: Der Eckerlin ist ein cooler Typ mit Humor, wie würden Sie sich selbst beschreiben?

Auf Youtube – das bin ich. Ich bin dort authentisch, da ist nichts gespielt. Ich bin auf jeden Fall ehrlich, direkt, ich denke auch sympathisch (lacht), zielstrebig, ehrgeizig und ein Familienmensch.

Sie stammen aus dem Odenwald, wo ein Teil Ihrer Familie noch wohnt. Welchen Bezug haben Sie noch zur Region?

Ich bin sehr oft im Odenwald, wenn ich nicht in der Vorbereitung auf einen Kampf bin. Meine Eltern wohnen nach wie vor in Erbach und betreiben das Kino dort. Mein Bruder und meine Schwestern leben auch dort und noch mehr Verwandte.

Christian Eckerlin: SGE-Fan, Lilien-Kicker und MMA-Pionier (2024)
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Author: Horacio Brakus JD

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